Waldkalkung kann Hitzestress vermindern helfen - warum?

Der Waldzustand ist bundesweit besorgniserregend. Seit Mai 2018 weisen die Niederschlagsstatistiken annähernd bundesweit teils erhebliche Defizite aus.

Zusätzlich zu den vorangegangenen Stürmen induziert dieser Wassermangel Trockenstress und begünstigt in Verbindung mit den hohen Temperaturen beginnend bereits wieder im Frühjahr dieses Jahrs, die Entwicklung der Populationen von Sekundärschädlingen wie den Borkenkäfer, was den Beständen zusätzlich zusetzt.

Sicherlich sind diese Trockenperioden und die Hitze außergewöhnliche Ereignisse, die aber laut Fachleuten in Zukunft vermehrt auftreten werden. Die Auswirkungen sind aber zum Teil auch Resultate aus der Vernachlässigung der Waldböden.

Nachdem Anfang/ Mitte der achtziger Jahre ein Aufschrei durch die Republik ging, dass der Wald sterbe, wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um dem entgegen zu wirken. Rauchgasreinigungsanlagen wurden errichtet, Katalysatoren installiert und umfangreiche Kalkungsmaßnahmen wurden durchgeführt.

Das Ergebnis war, dies belegt u.a. die bundesweit durchgeführte zweite Bodenzustandserhebung, dass Böden aufgrund von mehrmals durchgeführten Kalkungen gesunden, aber auf großen Teilen der Waldflächen aufgrund der jahrzehnte- langen Schadstoffeinträge weiterhin Kalkungsbedarf besteht. Diese Mahnungen der Wissenschaftler und Fachleute wurden und werden jedoch inzwischen nurmehr in internen Zirkeln geäußert sowie erörtert und finden aus Fachkongressen und Symposien heraus nicht mehr Gehör bei den forstlichen Entscheidern und PolitikerInnen.

Eine Folge der weiterhin großflächig bestehenden Bodenversauerung ist, dass der potentielle Wurzelraum verringert ist. Wurzeln und hier vor allem die Feinwurzeln der Bäume meiden saures Milieu, bzw. die Feinwurzeln werden maßgeblich durch Aluminium, das bei niedrigen pH-Werten in Lösung geht, geschädigt. Das bedeutet, dass ggf. noch vorhandenes Bodenwasser nicht erreicht bzw. aufgenommen werden kann, ein zusätzlicher Stressfaktor für die Wälder.

Daher ist es unabdingbar, die Böden durch Kalkungen, und nicht nur durch einmalige Kalkungen, in pH-Bereiche zu bringen, die es den Wurzeln ermöglichen, das potentiell verfügbare Bodenvolumen vollständig zu erschließen und so den Wasser- und Nährstoffvorrat der Böden in vollem Umfang zu nutzen. Ansonsten sind auch zukünftige Aufforstungen nutzlos, da die Böden in dem jetzigen Zustand eine gleichmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung der Bäume auch über Trockenphasen hinweg nicht mehr leisten können.

Somit sollten die Bundesmittel, die Ministerin Klöckner in Aussicht stellt, bzw. frei machen möchte, nicht nur für Aufforstungen sondern auch für die Sanierung der Böden der noch stehenden Bestände genutzt werden.