In den 80er Jahren wurde das Thema „Waldsterben“ sehr prominent in der Öff entlichkeit und Politik behandelt, speziell Forstbestände im Harz, im Bayerischen Wald und im Erzgebirge zeigten für jeden sichtbare Schäden bis hin zum Absterben ganzer Bestände.

Ursache waren die hohen Säurebelastungen der Luft, verursacht durch den Schadstoff ausstoß der Kraftwerke und des Straßenverkehrs. Der saure Regen war Ursache für „le Waldsterben“, ein Synonym der immensen Waldschäden, das internationale Bekanntheid erlangte.

In der Folge wurden zahlreiche Umweltmaßnahmen ergriff en. Dazu gehörten die Rauchgasreinigung bei den Kraftwerken wie auch die Einführung des Katalysators beim Auto. Des Weiteren wurde begonnen, die Wälder gezielt zu kalken, um die aktuell eintreff ende Säure lediglich zu kompensieren. Ziel war, die niedrigen pH-Werte nicht weiter sinken zu lassen.

In der Folge erholten sich – zumindest für den Laien – die Wälder augenscheinlich wieder und erscheinen heute in einem besseren Zustand. Erst bei vertiefenden Analysen wird deutlich, dass die Böden hinsichtlich der Schadstoff einträge ein Langzeitgedächtnis haben.

Tatsächlich gelten weiterhin bis zu 70 Prozent des gesamten deutschen Waldes als mehr oder weniger geschädigt. Zu diesem Ergebnis kommen die jährlich durchgeführten Waldzustandserhebungen der Forstbehörden unterstützt durch wissenschaftliche Langzeitstudien. Zentral sind hier die sogenannten Bodenzustandserhebungen BZE-I und BZE-II als Gemeinschaftsvorhaben von Bund und Ländern, die in zwei Erhebungen (1987-1993 sowie 2004-2008) deutschlandweit in über 1300 Erhebungspunkten die Waldböden analysiert haben.

Ergebnis: Die Böden sind nach wie vor teilweise in einem labilen Zustand, hohe Mengen an Schadstoff en und Säuren sind angereichert. Die tieferen Bodenschichten wurden von den teilweise nur einmal durchgeführten Kompensationsmaßnahmen nicht erreicht.

Der SO2: Gehalt der Luft hat sich seit den 80er Jahren verringert, aber die Säurebelastung bestehend aus Stickoxiden führt zu einer weiter anhaltenden latenten Versauerung der Waldböden.

 


 

 

Die direkten Folgen:

Niedrige pH-Werte in den Böden schädigen das Feinwurzelsystem. Dadurch werden sowohl die Nährstoff - wie auch die Wasseraufnahmemöglichkeiten verschlechtert. Die Bäume sind anfälliger für Krankheiten oder Schädlinge und unterliegen schneller Stress bei Trockenheit.

Großfl ächige, einheitliche Versauerung lässt die Biodiversität sinken, geschädigte Wälder haben eine deutlich geringere Artenvielfalt in Fauna und Flora. Ein gutes Beispiel ist die Durchsetzung der Böden mit Regenwürmern. Bereits ab einem pH-Wert niedriger als 4 sind Regenwürmer nicht mehr überlebensfähig. In vielen Waldregionen weisen die Böden sogar pH-Werte kleiner 3 auf.

Intakte Bodenfunktionen sichern die Filterfunktion der Bäume für die Luft und die des Bodens für das Trinkwasser. Gerade in Wäldern liegen vielfach die qualitativ wertvollsten Trinkwasservorkommen.

Die indirekten Folgen für das Ökosystem:

Hohe Säurebelastungen schädigen das gesamte Ökosystem Wald. Ab einem pH-Wert kleiner 4,2 gehen vermehrt Aluminium-Ionen in Lösung. Aluminium ist für Kleinkinder toxisch, zudem steht es seit Langem in Verdacht, Alzheimer zu fördern.

Die Trinkwasservorräte unter versauerten Waldböden sind dadurch besonders gefährdet. Als Konsequenz wird eine teure Wasseraufbereitung notwendig.